Eine Entdeckung in „Father Brown“

Beim Anschauen einer Episode der britischen Serie „Father Brown“ fiel mir eine außergewöhnlich schöne Marienstatue ins Auge. Sie erinnerte mich unmittelbar an Alonso Canos berühmte Immaculata, die ich einmal in der Sakristei der Kathedrale von Granada bewundern konnte. Diese Skulptur zählt für mich zu den ergreifendsten Mariendarstellungen überhaupt. Bedauerlicherweise befand sie sich hinter Glas, wodurch mein Foto von Spiegelungen durchzogen wurde – mir fehlte damals die fotografische Erfahrung für solche Situationen.

Immaculata von Alfonso Cano in der Sakristei der Kathedrale Granade. Scan von einem Buch

Die Skulptur besteht aus polychromiertem Zedernholz und ist nur etwa 55 cm hoch. Sie befindet sich in der Sakristei der Kathedrale von Granada, platziert in einer gewölbten Nische des Tabernakels. Entstanden 1655/56, kurz nach Canos Rückkehr nach Granada und in seiner späten Schaffensphase. Ihre Hände sind vor der Brust locker verschränkt, der Blick leicht gesenkt. Ihre Füße ruhen auf Seraphim. Man sagt, die ganze Figur strahle milde Anmut und Bewegung aus.

Sie wirkt nicht älter als dreizehn. Ich habe keine Ahnung, wie sich ein dreizehnjähriges Mädchen vor 500 Jahren gefühlt hat, als sie für eine Skuptur Modell gestanden hat.

War Maria auch so jung, als sie mit Jesus schwanger wurde, bzw. die makelosigkeit empfangen hatte?

Meine Faszination für Marienstatuen begann im Sommer 2000 während einer Baltikumsreise mit einem Zwischenstopp in Polen. An einer Straßenkreuzung entdeckte ich meine erste freistehende Marienfigur in einer kleinen Vitrine – farbenfroh, mit Blumen geschmückt und für mich völlig unerwartet. Diese Begegnung war ein echter Kulturschock: So etwas im Europa der Jahrtausendwende zu sehen, wirkte zugleich befremdlich und faszinierend. Seither bin ich bei Reisen durch katholische Regionen – Bayern, Italien, Spanien, Frankreich – immer wieder auf ähnliche „Wegkreuzungs-Marien“ gestoßen.

Vor einigen Jahren führte mich die Beschäftigung mit mittelalterlichen Gärten unweigerlich zu Maria als „hortus conclusus“ – dem Sinnbild des umschlossenen Gartens. Bernhard von Clairvaux‘ Predigten und Mariengebete, eigentlich leidenschaftliche Liebesbekundungen, berührten mich durch ihre Sinnlichkeit peinlich. Obwohl ich keiner Konfession angehöre, verfolge ich das Marien-Phänomen mit wacher Neugier und sammle seit zwei Jahrzehnten entsprechende Figuren. Das Rätsel jedoch bleibt: Wer ist diese katholische Maria wirklich?

In jener „Father Brown“-Episode kniet ein schwerkranker Kardinal betend vor einer Maria Immaculata in weißem Kleid und hellblauem Mantel. Diese Madonna entsprach exakt Alonso Canos Beschreibung. Ich würde zu gern wissen, in welcher Kirche diese Szene entstand. Bei genauerer Betrachtung könnte die Marienfigur sogar eine Computeranimation gewesen sein – wahrhaftig eine Erscheinung!

… deshalb muss die Jungfrau im besten alter von zwölf bis dreizehn Jahren gemalt werden, das schönste Mädchen, die hübschen und ernsten Augen, die perfekte Nase und der perfekteste Mund und die rosigen Wangen, das schönste Haar; kurz gesagt, so ähnlich wie die heilige Beatriz de Silva in weißem Gewand und himmelblauem Mantel, die Augen nieder geschlagen …..

Quelle: https://catedraldegranada.com/sala-exposicion/esculturas/

Also wirklich, Wer war die heilige Beatriz de Silva? 

Meine Suche muss weitergehen. 


© Auf den Spuren

2 Antworten zu „Eine Entdeckung in „Father Brown“”.

  1. Avatar von Von Beatriz de Silva zu Alonso Cano – Auf den Spuren

    […] meinem letzten Beitrag erwähnte ich, dass meine Suche weiterging. Diesmal war es die Suche nach der heiligen Beatriz de […]

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  2. Avatar von Von Beatriz de Silva zu Alonso Cano – Spurensucherin

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Ich bin die Spurensucherin

Ich suche Spuren – in Bildern, in Büchern, in Orten.
Besonders fasziniert mich Maria:
die Madonna in ihrer Wandelbarkeit, zwischen Kultbild und Kunstobjekt, zwischen Symbol und Sehnsucht.
Ebenso begegne ich Büchern, die nicht laut sind, aber lange nachhallen.

Ich schreibe, wenn eine Spur mich ruft.
Manchmal ist es ein Fresko in einer Dorfkirche, manchmal ein vergessener Eintrag in einem alten Buch.
Mindestens einmal im Monat halte ich eine dieser Fährten fest – in Wort, Bild und manchmal auch Ton.

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