Eine unerwartet friedliche Begegnung in Osnabrück

Ankommen in einer Stadt des Friedens

Schon bei meiner Ankunft fiel mir etwas auf: Osnabrück wirkte ruhig. Nicht verschlafen, sondern angenehm gelassen. Saubere Straßen, ordentliche Plätze, gepflegte Fassaden – und immer wieder Worte und Symbole, die vom „Frieden“ sprachen. Zitate, Skulpturen, kleine Tafeln: Sie tauchten überall in der Stadt auf.
Und seltsam – oder vielleicht gar nicht so seltsam – die Menschen schienen sich tatsächlich danach zu verhalten. Freundlich, geduldig, rücksichtsvoll. Es war, als sei der Gedanke an den Frieden hier nicht nur ein historisches Aushängeschild, sondern gelebte Haltung.

Hauptbahnhof Osnabrück. © JHG

Ein zufälliges Fotomotiv

Die alte Dame, die sich mir in den Weg stellte, war dafür ein gutes Beispiel. Sie lächelte verlegen und sagte:
„Oh, Verzeihung. Ich wollte nicht in Ihr Foto hineinschneien.“

Eigentlich hätte ich mich entschuldigen müssen – schließlich hatte ich sie ohne zu fragen mitfotografiert. Natürlich tat ich es auch. Mein eigentliches Ziel war ein interessanter Brunnen, den ich festhalten wollte. Später erfuhr ich, dass er schlicht „Bürgerbrunnen“ heißt.

Bürgerbrunnen ©JHG

Friedensstadt mit Geschichte

Später las ich, dass Osnabrück sich als „Stadt des Friedens“ bezeichnet. Die Westfälischen Friedensverhandlungen fanden hier im Rathaus statt, und der berühmte Schriftsteller Erich Maria Remarque stammt von hier. Überall entdeckte ich Zeichen und Hinweise, die diesen Friedensgedanken lebendig hielten.

Am Domplatz fiel mir ein Gebäude ins Auge, über dessen Eingang in großen Buchstaben stand:
„Ich war fremd und ihr habt mich bei euch aufgenommen.“ (Matthäus 25,35)

Diozösanmuseum am Domplatz. ©JHG

Ein stiller Kreuzgang

Der Dom selbst ist schlicht, aber der Kreuzgang war eine kleine Überraschung: sauber gereihte Grabsteine und -platten, weiße Hortensien und sogar weiß blühender Hibiskus. Leider gab es dort nur eine einzige Bank – und die war von einem sehr korpulenten Herrn vollständig in Beschlag genommen. Gerne hätte ich mich dorthin gesetzt und einfach eine Weile vor mich hin meditiert.

Weinfest und verpasste Lesung

Ich blieb zwei Tage in Osnabrück. Das Wetter war wunderschön, und die Stadt bereitete mir eine weitere angenehme Überraschung: das Weinfest auf dem Marktplatz, dem dreieckigen Platz zwischen Rathaus und Marienkirche.
In der Marienkirche selbst fand an diesem Abend eine Lesung statt. Die Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt, doch leider konnte ich nicht bleiben – ich war mit einer Freundin verabredet. Wieder einmal reichte die Zeit nicht aus. Schade.

Fazit

Osnabrück war für mich eine durch und durch positive Überraschung. Ich war dienstlich dort – ohne diesen Anlass wäre ich wohl nie auf die Idee gekommen, dorthin zu reisen. Nun bin ich dankbar, dass ich „musste“.
Und vielleicht haben die Friedensbotschaften der Stadt ja auch auf mich ein bisschen abgefärbt.

© Spurensucherin

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Ich bin die Spurensucherin

Ich suche Spuren – in Bildern, in Büchern, in Orten.
Besonders fasziniert mich Maria:
die Madonna in ihrer Wandelbarkeit, zwischen Kultbild und Kunstobjekt, zwischen Symbol und Sehnsucht.
Ebenso begegne ich Büchern, die nicht laut sind, aber lange nachhallen.

Ich schreibe, wenn eine Spur mich ruft.
Manchmal ist es ein Fresko in einer Dorfkirche, manchmal ein vergessener Eintrag in einem alten Buch.
Mindestens einmal im Monat halte ich eine dieser Fährten fest – in Wort, Bild und manchmal auch Ton.

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